4 Sterne von Joseph Einhell
Für mich war die Reise insgesamt positiv und ein schönes Erlebnis, an das ich gerne denke. Der Gag, mit dem Sohn Che´s unterwegs zu sein, war es mir wert. Harleys sind für Kuba nicht das ideale Fortbewegungsmittel. Ernesto selbst gestand, dass BMW´s besser wären. Aber man muss den soziologischen Effekt sehen. Kuba ist halt momentan die karibische DDR nach der Wende und alles was nach amerikanischem Luxus aussieht, ist gut und begehrenswert. Ich glaube, dass unsere Gruppe donnernder Harleys auf zehntausenden von kubanischen Handyfotos ist. Ich konnte allerdings auch beobachten, wie Führerin Ina von einen sehr alten wetter- und zigarrengegerbten Kubaner übel beschimpft wurde. Offensichtlich, weil sie sich dem Klassenfeind andient. (a lá "Wofür haben wir eigentlich Revolution gemacht?")
Ernesto hat mich und einen anderen Mitreisenden auch mal zu Carlos Robaina in den Zigarrenshop gefahren. Ernesto war so gut wie immer präsent. Wenn er wo auftaucht, kennt man ihn und die Wirte bemühen sich. Der Che-Kult ist interessanterweise immer noch allpräsent. Wer früh stirbt, muss im Leben ja nicht mehr viel beweisen. Da hatte es Castro nicht so gut. Als er ein paar Wochen nach unserem Besuch starb, habe ich gewitzelt, dass er nun die Strafe für die Misswirtschaft bekäme und seine Asche auf dem Weg nach Santiago kräftig durchgeschüttelt würde. Aber ich wurde aufgeklärt, dass man auf der ganzen Strecke dahin die Schlaglöcher geflickt hätte. Der Sozialismus funktioniert also noch.
Schade war, dass ich auf der ganzen Reise kein Tabakfeld gesehen habe. Mich hätte das schon interessiert. Auch der Besuch in einer Zigarrenmanufaktur wäre schön gewesen. Das sind doch auch kubanische Klischees, die der Reisende sehen will. Wäre Ernesto nicht mit mir zu Carlos Robaina gefahren, hätte ich von Tabak gar nichts mitbekommen. Auch Nichtraucher werden sich sicherlich für Tabakplantagen interessieren.
Vielen Dank noch einmal für die sehr gute Organisation