4 Unterschiede – Kein Drama, Lama
von Kevin Bludssat
In Bolivien zu reisen ohne eines der heimischen Kamele zu sehen ist in etwa so, wie Paris ohne den Eiffelturm. Die in Südamerika heimischen Lamas, Vicuñas, Alpakas und Guanacos gehören zur gleichen Familie, wie Dromedar und Trampeltier, es sind alles Kamele und die vier Hochlandvertreter gehören genaugenommen zur Gattung der Neuweltkamele.
In der gesamten Andenregion, im Herzen Südamerikas gibt es die Kamelarten. In Bolivien am Häufigsten zu finden sind Lamas. Sie kommen auf einen Bestand von rund drei Millionen Tieren, gefolgt von Alpakas, mit etwa einer halben Million. Die wilden Vicuñas kommen in Bolivien auf 200.000 Tiere. Guanacos gibt es in Bolivien nicht, sondern nur in der südlichen Andenregion im Grenzgebiet von Chile und Argentinen.
Das Lama (Lama glama)
Bereits vor 4.000 bis 5.000 Jahren hat man das Guanaco gezüchtet und domestiziert und ist heute bekannt als das Lama. Das bekannteste Andenkamel erreicht eine Schulterhöhe von 110 bis 140 cm und kommt auf ein Gewicht von 120 bis 150 kg, ist also größer und kräftiger als sein wilder Vorfahre. Bei der Fellfarbe gibt es sich vielseitig: weiß, braun und schwarz kommen vor. Dabei können sie gefleckt, anders gemustert oder mitunter auch gepunktet sein.
Das Alpaka (Vicugna pacos)
Ein Alpaka erreicht lediglich eine Schulterhöhe von etwa 90 cm und wiegt um die 60 kg, ist also erheblich kleiner und zierlicher als ein Lama. Wegen ihres gleichmäßiger und feiner strukturierten Fells, als das der Lamas, werden sie vorzugsweise für die Wollgewinnung gezüchtet. Vergleicht man die Ohren von Lama und Alpaka stellt man fest, dass die der Lamas leicht gebogen sind und die Ohren des Alpakas gerade nach oben stehen. Sein biologischer Vorfahre ist das Vicuña.
Das Vicuña (Vicugna vicugna)
Es ähnelt dem Guanaco, ist aber kleiner und schlanker. Knapp einen Meter Schulterhöhe, bei 50 kg Gewicht hat diese Art als einziges der Neuweltkamele eine entscheidende Besonderheit: Wie bei Nagetieren wächst die untere Reihe der Schneidezähne ständig nach. Das Fell ist oberhalb bräunlich und unterhalb weiß. Ein präsidialer Erlass im Jahr 2006 stellt Vicuñas in Bolivien unter strengen Artenschutz. Bei unerlaubtem Scheren der international sehr kostbaren und teuren Wolle wird eine dicke Strafe von 3.000 US-Dollar fällig. Das Töten eines der edlen Tiere wird mit Gefängnis bestraft.
Das Guanaco (Lama guanicoe)
Es ist die wildlebende Form des domestizierten Lamas und erreicht eine Schulterhöhe von etwa 120 cm, bei einem von etwa 100 bis 120 kg. Sein Fell ist wollig, dicht und besteht aus kurzen, krausigen und gewellten Haaren.Oberhalb ist es hellbraun und die Unterseite weiß, das Gesicht weist oft eine schwärzliche Färbung auf.
Warme Wolle zum Wohlfühlen
Das Kilo gute Alpakawolle kostet in Bolivien etwa 30 Euro. Für feine Vicuña-Wolle wird mit Abstand das Meiste verlangt und liegt bei 300 Euro pro Kilo. Für eine Decke von 5 Kilo Gewicht müssen etwa 30 Vicuñas geschoren werden. Auf Antrag der bolivianischen Regierung haben die Vereinten Nationen das Jahr 2024 zum Internationalen Jahr der Kamele ausgerufen. Mit dem Gedenkjahr soll das öffentliche Bewusstsein gestärkt werden, welche wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung Kamele und damit auch das Lama hat.