Trekking-Tour im Nationalpark Chapada Diamantina
von Chris Tokple
Der Nationalpark Chapada Diamantina liegt ca. 450 km westlich von Salvador da Bahia. Die Region ist durchzogen von Wüsten, fruchtbaren Tälern, Tafelbergen, Wasserfällen und atemberaubenden Aussichten – ein Paradies für Trekking-Begeisterte. avenTOURa-Blogger Chris Tokple hat es ausprobiert und berichtet von seinen Brasilien-Highlights auf der 3-tägigen Trekking-Tour durch das Vale do Pati.
Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Region um den Nationalpark Chapada Diamantina einen kurzzeitigen Boom aufgrund von Diamantenfunden. Heute gehört er zu den Hauptsehenswürdigkeiten Brasiliens und bietet Trekking-Begeisterten beste Möglichkeiten, um für einige Tage in die Natur einzutauchen und dabei eine exotische Tierwelt kennenzulernen. Eine empfehlenswerte Tour führt durch das Vale do Pati und dauert meist drei Tage.
Lençois – Ausgangspunkt für diverse Aktivitäten im Nationalpark
In den engen, holprigen Gassen der Altstadt befinden sich viele kleine Souvenir-Shops und Restaurants. Einige Straßen können von Autos nicht befahren werden, da die Tische und Stühle der Restaurants die Wege versperren. Die Atmosphäre der Stadt lädt zum Verweilen ein. Auf eigene Faust erkunde ich in der näheren Umgebung einige Wasserfälle, natürliche Pools und Aussichtspunkte.
Wanderung durch das Vale do Pati
Um 7 Uhr morgens treffe ich Jair, meinen Guide für die nächsten drei Tage. Mit einem bulligen Geländewagen werden wir abgeholt und erst nach Palmeiras gebracht. Dort deckt sich Jair mit unserem Proviant für die nächsten drei Tage ein. Wir fahren weiter in Richtung Guiné, von dort aus geht es nur noch über eine staubtrockene, unbefestigte Straße weiter. Mittlerweile erhebt sich links vor uns deutlich das markante Plateau, das den Nationalpark umgibt. Mitten im Nirgendwo halten wir und beginnen unser kleines Abenteuer.
Highlights an Tag 1:
Am ersten Tag wandern wir ca. zehn Kilometer. Nach dem Aufstieg auf das Plateau blicke ich in ein grünes Tal, dass mit den kargen Hängen einen Kontrast bildet. Vereinzelt lassen sich Wanderwege erkennen, die von hier oben aber winzig klein aussehen. Jair macht mich auf einen der Tafelberge aufmerksam, der sich prächtig in einiger Entfernung erhebt. Diesen 1.470 m hohen Berg werden wir am nächsten Tag erklimmen. Von dem Aussichtspunkt aus laufen wir hinab ins Tal, wo wir einige Kilometer an einem Flussbettzurücklegen und uns in einem natürlichen Pool abkühlen. Nach schweißtreibenden Auf- und Abstiegen erreichen wir unser erstes Nachtlager. Im Vale do Pati leben ca. 20 Familien, die sich hauptsächlich durch Selbstangebautes ernähren. Strom wird über kleine Solaranlagen erzeugt und das Trinkwasser liefern Frischwasserquellen. Da der Boden hier, wie in den anderen Teilen der Region einen relativ hohen Eisengehalt aufweist, hat das Trinkwasser eine gelbliche Farbe.
Highlights an Tag 2:
Heute besteigen wir den Berg Morro do Castelo. Es sind nur knapp 500 Höhenmeter, die wir zum Gipfel zurücklegen. Dafür müssen wir uns aber drei Stunden lang durch steiles und unwegsames Terrain kämpfen und eine 150 m lange Höhle durchqueren. Einige hundert Meter hinter der Höhle befindet sich der Gipfel, auf dem wir mit einem weiteren einzigartigen Ausblick belohnt werden. Während ich weiter staune und die Aussicht genieße, zaubert Jair wieder mal aus seinem Rucksack eine üppige Mahlzeit. Der Abstieg ist mindestens so beschwerlich wie der Aufstieg, daher bin ich erleichtert, als wir unser zweites Nachtlager erreichen, neben dem sich eine kleine Bananenplantage befindet. Ich ruhe mich auf einem kleinen Hügel hinter dem Haus aus, während ich einigen Kolibris bei ihren extremen Flugkünsten zuschaue. Am Abend kehre ich noch einmal zurück auf den Hügel und genieße den Blick auf einen klaren Sternenhimmel, der über etliche Kilometer von keiner größeren Lichtquelle beeinträchtigt wird.
Highlights an Tag 3:
Am letzten Tag legen wir ca. 18 Kilometer zurück. Drei Stunden benötigen wir für den Aufstieg vom Tal auf das höher gelegene Plateau, dabei ändert sich immer wieder die Vegetation in kurzen Abständen. Anschließend laufen wir noch weitere 45 Minuten in glühender Hitze, bis wir den wohl eindrucksvollsten Ort der letzten Tage erreichen. In schwindelerregender Höhe von über 300 m geht es rund um uns herum bergab – und zwar senkrecht. Etwas tiefer befindet sich der Wasserfall Cachoeirão, dessen Wasser 270 m in die Tiefe stürzt. Zurzeit führt er sehr wenig Wasser, da es die letzten Monate wenig geregnet hat. Die Aussicht ist wieder mal spektakulär. Zum letzten Mal schaue ich in den Canyon. Das grüne Tal ist umgeben von einer Wüstenlandschaft, man hört nichts außer dem Pfeifen des Windes, dem Rauschen des Wasserfalls und einigen Papageien, die spielend einander hinterherjagen.