Die brasilianische Karnevalshochburg Salvador da Bahia
von Chris Tokple
Wer hat nicht den Traum, einmal im Leben Karneval in Brasilien zu feiern? Ich konnte mir diesen Traum in Salvador da Bahia erfüllen und hoffe, dass es nicht das letzte Mal war…
Der Karneval in Salvador ist der größte Straßenkarneval Brasiliens und unterscheidet sich deutlich von den Festlichkeiten in Rio, São Paulo oder Recife. In Salvador wird vorwiegend auf der Straße gefeiert, in Rio und São Paulo hingegen finden die Paraden vor riesigen Tribünen statt. Außerdem kommt man in Salvador in den Genuss verschiedenster Musikrichtungen, wie zum Beispiel Axé, Afoxé, Sambareggae, Lambada, Pagode und Forró. Wer sich für den Besuch des Festes in Salvador entscheidet, sollte genug Ausdauer mitbringen, denn die Veranstaltungen gehen bis in die frühen Morgenstunden.
Karnevalsumzug am türkis-blauen Meer
Der größte Umzug in Salvador verläuft durch die Stadtteile Barra und Ondina, entlang des schönen Stadtstrands an der Atlantikküste. Diese Strecke wird „circuito Dodô“ genannt. Hier präsentieren sich keine Karnevals-Kapellen oder Samba-Gruppen, stattdessen fahren die populärsten Bands auf riesigen LKW durch die Menschenmenge. Die LKW werden „trios eléctricos“ genannt. Diese werden umgebaut zu mobilen Bühnen und besitzen unzählige leistungsstarke Lautsprecher. Jeder kann mit solch einem trio eléctrico mitmarschieren. Man muss sich lediglich rechtzeitig eine „fantasia“, ein Kostüm der entsprechenden Band, besorgen. Mit diesem Kostüm hat man dann die Möglichkeit, den trio eléctrico in einem abgesperrten Bereich zu begleiten. Alternativ kann man natürlich am Straßenrand mitfeiern, oder von einer Loge (auf portugiesisch „camarote“) den vorbeiziehenden Gruppen zujubeln. Die Logen sind typisch für diese Strecke, insbesondere in Ondina werden jedes Jahr riesige camarotes aufgebaut. Hier feiern vor allem Brasilianer, die in Salvador nicht heimisch sind.
Feiern bis spät in die Nacht
Der zweite große Karnevalsumzug findet im Stadtteil Campo Grande statt und wird „circuito Osmar“ genannt. Camarotes wie in Ondina findet man hier so gut wie keine. Der Umzug verläuft hier nicht am Strand, sondern entlang der Avenida Sete de Setembro, der sonst so wuseligen Geschäftsstraße. Es gibt hier hunderte kleine Stände, die Getränke und Gegrilltes verkaufen. Ein Spektakel ist jedes Jahr der Umzug der Gruppe Ilê Aiyê. Die älteste afrobrasilianische Gruppe der Stadt beginnt jeden Karneval mit einer religiösen Zeremonie im Stadtteil Curuzu. Erst danach machen sich die Trommler, Tänzer und Sänger auf den Weg nach Campo Grande. Wer den Umzug von Ilê Aiyê sehen möchte, muss daher schon mal bis 3 Uhr morgens warten. Aber es lohnt sich!
Entspanntes Feiern in historischer Umgebung
Im Pelourinho, dem historischem Zentrum Salvadors, sind die Feierlichkeiten nicht so überlaufen wie auf den anderen Strecken, daher sind hier auch viele Familien mit Kindern unterwegs. Im Pelourinho präsentieren sich vor allem Afoxé-Gruppen. Diese spielen hauptsächlich Rhythmen der afro-brasilianischen Religion Candomblé. Die Tänzer und Musiker ziehen in ihren selbstgemachten Kostümen durch die engen holprigen Gassen und präsentieren, was sie das letzte Jahr über einstudiert haben. Als Tourist hat man die Möglichkeit, bei einigen dieser Karnevalsgruppen mitzulaufen. Ich durfte diese Erfahrung machen und habe jeden Moment genossen. Dabei hatte ich die großartige Möglichkeit, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und von äußerst talentierten Menschen einen tieferen Einblick in die brasilianische Kultur zu erhalten. Das Highlight war der Moment, als ich verkleidet und mit Herzklopfen die ersten Meter mit meiner Gruppe durch die Straßen gezogen bin.