Flamingos und bunte Lagunen im Hochland Boliviens
von Chris Tokple
Eine der schönsten Landschaften Boliviens ist gleichzeitig auch eine der abgelegensten des Landes. Auf einer Höhe von über 4.000 m tummeln sich in bunten Lagunen Flamingos, umgeben von unzähligen Vulkanen und Bergen, die meisten sind über 5.000 m hoch. Diese Szenerie befindet sich im Nationalpark Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa, der im Südwesten Boliviens liegt.
Road-Trip durch die Wüste
Um die abgelegenen Naturschauspiele im Nationalpark zu erreichen, muss man sich mindesten für eine zweitätige Tour entscheiden. Es ist zwar auch möglich, über San Pedro de Atacama in Chile anzureisen, meine Reise beginnt allerdings in Uyuni. Mit einer kleinen Gruppe und einem Guide brechen wir früh morgens mit einem unverzichtbaren Geländewagen auf. Befestigte Straßen werden wir die nächsten Tage nicht sehen. Es ist eisig kalt, mit der aufsteigenden Sonne ändern sich die Temperaturen umgehend. Ich stelle mich auf einen spannenden Road-Trip ein, denn in den kommenden zwei Tagen werden wir ca. 800km hinter uns bringen.
Abwechslungsreiche Wüstenlandschaft
Obwohl wir viel Zeit im Auto verbringen, um die besonders sehenswerten Orte zu erreichen, wird es nie langweilig. Es ist sehr trocken, die Landschaft ist dennoch vielseitig. Mal sind beeindruckende Schluchten zu sehen, dann wird die Landschaft wieder flach und kahl. An anderer Stelle wachsen viele grüne Pflanzen, die Yareta genannt werden. Yaretas sehen aus wie Korallen und stehen im Kontrast zu dem rot-braunen trockenen Gestein. Aufgrund der aktiven vulkanischen Gebiete bekommen wir auch Geysire und heiße Quellen zu sehen. Obwohl die Landschaft solch einen lebensfeindlichen Eindruck macht, sehen wir auch einige Tiere auf unserem Weg. Neben viele Vogelarten scheinen es auch Vicuñas in diesem Lebensraum auszuhalten. Bei einer Essenspause in mitten einer Marslandschaft schleicht sich sogar ein hasenähnliches Vizcacha an mich ran, um einige Essensreste zu ergattern.
Malerische Lagunen in der Dalí-Wüste
Beeindruckend sind für mich die Lagunen, die immer wieder wie aus dem Nichts erscheinen. Wir besuchen in den zwei Tagen die Laguna Blanca, Laguna Verde und Laguna Colorada, die sich jeweils auf ca. 4.350m Höhe befinden. Der Mineralgehalt jeder Lagune ist unterschiedlich, dadurch haben die Lagunen unterschiedliche Farben. Hinter der Laguna Verde erhebt sich der 5.868m hohe inaktive Vulkan Licancabur. Mit weiteren schneebedeckten Berge und Vulkane im Hintergrund ergibt sich ein pittoreskes Panorama, weshalb dieser Teil des Nationalparks auch Dalí-Wüste genannt wird.
Hunderte Flamingos und ein faszinierender Sternenhimmel
Besonders interessant ist die Laguna Colorada, da sich die Farbe des Wassers je nach Windstärke und Sonneinstrahlung ändert. Wir treffen hier am späten Nachmittag ein und sehen einen rötlich schimmernden See vor uns. In der Mitte der Lagune befinden sich Inseln aus Salz, die wie schwimmendes Packeis aussehen. Zu meiner Überraschung befinden sich in der Laguna Colorada hunderte von Flamingos. Die meisten dieser rosaroten Vögel haben ihren Kopf unter der Wasseroberfläche und gehen in aller Ruhe der Nahrungssuche nach. Wie ich erfahre, sind hier drei Flamingo-Arten heimisch, die sich vor allem von Kieselalgen ernähren und die nächtlichen Minusgrade problemlos aushalten.
Wir schlafen unweit dieser Lagune in einer einfachen Unterkunft, die für eine Nacht aber vollkommen ausreichend ist. Am nächsten Tag starten wir um 4Uhr morgens, lange bevor die Sonne aufgeht. Auf über 4.500m über dem Meeresspiegel, weitab größerer Städte und bei wolkenfreiem Himmel bekomme ich einen Sternenhimmel wie in einem Planetarium zu sehen. Dieses 360-Grad-Panorama ist mein Highlight der zweitägigen Reise…