Reisebericht: Viento de cambio – Cubas neue Revolution
von avenTOURa-Geschäftsführer Gerd Deininger
„Der vor knapp 25 Jahren von den Scorpions anlässlich des Umbruchs der früheren Sowjetunion besungene „wind of change“ weht nun endlich als „viento de cambio“ immer stärker auch durch die Straßen Cubas. Schon während meiner letzten beiden Reisen im Mai 2011 und April 2012 war in Cuba der einsetzende Wandel unübersehbar. Bei meiner letzten Reise im Februar 2013 war es beeindruckend zu sehen, dass das anfängliche “Lüftchen” inzwischen richtig Fahrt aufgenommen hat.“
Viento de Cambio
Der, vor knapp 25 Jahren von den Scorpions anlässlich des Umbruchs der früheren Sowjetunion, besungene „wind of change“ weht nun endlich als „viento de cambio“ immer stärker auch durch die Straßen Cubas.
Schon während meiner letzten beiden Reisen im Mai 2011 und April 2012 war in Cuba der einsetzende Wandel unübersehbar. Bei meiner jüngsten Reise im Februar 2013 war es beeindruckend zu sehen, dass das anfängliche „Lüftchen“ inzwischen richtig Fahrt aufgenommen hat. Konnte man sich bei den früheren Beschlüssen zur Änderung der kubanischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung nie sicher sein, ob sie nicht bei nächster Gelegenheit wieder zurückgenommen werden, so scheint die jetzige Entwicklung irreversibel. Die cubanische Bevölkerung hat lange auf diese Gelegenheit gewartet und ergreift sie nun ohne weiteres Zögern und mit fester Entschlossenheit. Der Funken ist entfacht. Kaum vorstellbar, dass es jetzt noch einen Schritt zurück geben wird.
Im Gegenteil. Jeder rechnet damit, dass der Reformprozess weitergehen wird. Cuba ist auf dem Weg zu einem tiefgreifenden Wandel. Das Land ist jetzt schon ein anderes als noch vor wenigen Jahren. In 2 oder 3 Jahren wird sich das Gesicht Cubas noch deutlicher ändern.
Wer also noch die Spuren des Cubas der Fidel Castro Ära kennen lernen will, sollte nicht mehr lange zögern, denn nun vollzieht auch noch der Bruder Fidels seine Revolution. Und dabei können Sie nun sogar live dabei sein!
Tatsächlich können die jüngsten, bereits umgesetzten Beschlüsse als revolutionär betrachtet werden.
Casas Particulares und Paladares
Schon vor ca. 15 Jahren, am Ende der als größte Wirtschaftskrise Cubas bezeichneten „Periodo Especial“, erkannte die cubanische Regierung, dass sich die Gesellschaft ganz ohne marktwirtschaftliche Elemente nicht mehr zusammen halten lässt. Freie Bauernmärkte, die Vermietung von Zimmern an Touristen oder kleine private Restaurants wurden in engen Grenzen und unter hohen Steuerauflagen damals schon legitimiert. Doch die Restriktionen waren zu streng, so dass sich die kleinen marktwirtschaftlichen Pflänzchen nicht richtig entwickeln konnten und nur wenige Früchte abwarfen.
Die neuen Beschlüsse der Regierung unter Raul Castro geben nun aber den richtigen Nährboden für eine starke und nachhaltige Entwicklung. Für uns als Reiseunternehmen sind natürlich die Änderungen im Bereich der Touristik besonders interessant. Doch auch für das Land generell sind diese Reformen durchaus maßgebend, da der Tourismus längst zur wichtigsten Devisenquelle geworden ist.
Seit einigen Monaten dürfen nun beispielsweise die als Privatpensionen bezeichneten Casas Particulares eine uneingeschränkte Anzahl an Zimmern vermieten. Seit Einführung der Privatpensionen waren stets nur zwei Zimmer erlaubt. Während meiner Reise konnte ich nun in Trinidad oder Cienfuegos bereits Pensionen mit über 6 Zimmern finden. Da auch die Steuern deutlich gesenkt wurden, ist die Zimmervermietung nun auch wesentlich rentabler. Ich habe mit vielen Besitzern von Privatpensionen gesprochen und alle hatten bereits Ausbaupläne. Die Zuversicht auf eine positive Entwicklung ist so groß, dass offenbar jeder verdiente CUC in den Ausbau und die Verbesserung der eigenen Pension investiert wird. Scheinbar denkt keiner dieser Unternehmer mehr daran, jetzt noch das Land zu verlassen, obwohl dazu jeder Cubaner seit Januar theoretisch die Möglichkeit hätte. Denn eine andere revolutionäre Reform hat das jahrzehntelang bestehende Reiseverbot für fast alle Kubaner aufgehoben.
Auch die kulinarische Infrastruktur verbessert sich dank der neuen privatwirtschaftlichen Initiativen zusehends. Die Regierung hat auch die Begrenzung der Sitzplätze von Privatrestaurants – den sogenannten Paladares – aufgehoben. Natürlich nahm ich während meiner Reise die Mahlzeiten stets in einer Paladar ein und konnte mich so mit Genuss davon überzeugen, dass nicht nur die Qualität der Gerichte sondern auch der Service und das Ambiente immer professioneller werden. Das privat betriebene Restaurant Lagarto Verde in Cienfuegos verfügt inzwischen über 100 Sitzplätze und wäre dank seiner besonderen Atmosphäre wohl selbst in europäischen Urlaubsorten höchst angesagt.
Schritte in Richtung der sozialen Marktwirtschaft
Als eindeutiger Schritt in Richtung soziale Marktwirtschaft kann auch das neue „Bankrott-Gesetz“ betrachtet werden. Demnach droht staatlichen Betrieben, die nicht rentabel arbeiten, die Schließung. Die Befürchtung, dass damit halb Cuba vor dem Bankrott stehen könnte, ist sicher nicht ganz abwegig. Doch der Staat bietet dann konkrete Alternativen an. Bestimmte staatliche Unternehmen, wie beispielsweise staatliche Restaurants, können nun von den bisherigen staatlichen Mitarbeitern gepachtet werden um dann selbständig privatwirtschaftlich betrieben zu werden. Oder die Fahrer der staatlichen Taxis können das Fahrzeug unter Konzession nehmen und fahren damit neuerdings auf eigene Rechnung. Durch die anfallenden Steuern profitiert der Staat in jedem Fall. Wie in jeder Marktwirtschaft trägt das unternehmerische Risiko der private Unternehmer. Bei Unternehmen, die weiterhin unter staatlicher Führung stehen, ermöglicht hingegen ein weiteres neues Gesetz die Gewinnverteilung an die Mitarbeiter.
Beispiele dieser Art zeigen, dass sich Cuba eindeutig in Richtung soziale Marktwirtschaft bewegt. Freilich ist diese, ähnlich wie in China, derzeit noch unter einer starken staatlichen Lenkung und Kontrolle. Die Frage ist, wie viel Raum die Regierung seinen Bürgern für eigenverantwortliches unternehmerisches Handeln weiter zugestehen wird. Sicher wird es nicht bei dem jetzigen Status Quo bleiben.
Erleben Sie ein Land im Aufbruch! Nie war es spannender als jetzt, Cuba zu bereisen! avenTOURa ist mit seinen Reiseangeboten stets am Puls des Lebens. Wir lenken den Fokus auf die spannenden Entwicklungen im Land und lassen Sie an ihnen teilhaben.
Erleben Sie Cuba real!