Eine etwas andere Dienstreise
von Juan Pablo Paltán Paredes
Unsere Kollege Juan Pablo Paltán Paredes war auf einer ganz besonderen Mission unterwegs – mit dem Bike ist er durch Südamerika gereist um neue Radtouren für unsere neue Marke bikeTOURa zu erkunden und die Bikes zu testen.
Ich staunte nicht schlecht, als mich an einem Tag im März 2019 mein Chef zu sich rief und mir vorschlug, eine Dienstreise auf dem Fahrrad durch meinen Heimatkontinent zu unternehmen. Unweigerlich bekam ich sofort weiche Knie. Doch ich war froh, dass er mir zumindest angeboten hatte, bis nach Quito zu fliegen. Meine Mission sollte es sein, neue Radrouten zu erkunden und Bikes zu testen. Die Strategie im Hintergrund sei die Erweiterung des Angebots an Radreisen für unsere neue Dachmarke bikeTOURa.
Ganz bequem kam ich wenige Wochen später mit dem Flieger in meiner Geburtsstadt Quito an. Ab jetzt hieß es aber aufsatteln und strampeln – und das weit oben in dünner Luft. Ich war verwundert, wie schnell man sich selbst daran gewöhnt. Nachdem ich schon einige Zeit nicht mehr in Ecuador war, war ich erstaunt, dass ich als Radler bei weitem nicht alleine unterwegs war. Inzwischen sind selbst in dem hügeligen und knapp 3.000 m hoch gelegenen Quito viele »Leidensgenossen« mit modernen Drahteseln unterwegs.
Auf meiner weiteren Reise sollte ich noch feststellen, dass es auch in anderen Großstädten wie Lima und vor allem Bogota. immer mehr Radwege gibt und sogar Menschen, die diese auch nutzen. Aber zurück zu meiner Mission. Nachdem ich mit vielen ehemaligen Kollegen der ecuadorianischen Reiseagenturen angenehme Gespräche bei einem Cafecito halten durfte, wurde es nun ernst.
Um Quito zu verlassen gönnte ich mir noch eine Busfahrt, dann, bei einem kleinen Dorf mitten in den Bergen war die Busfahrt zu Ende. Ich gab mir einen Ruck, schwang mich aufs Rad und los ging es zu meiner Radtour durch die Anden, die mich gleich am ersten Tag bis auf 4.000 Meter Höhe in den wunderschönen Nationalpark Cotopaxi führte. Ich lebe seit 3 Jahren in Freiburg und dort bin ich natürlich nahezu täglich mit dem Fahrrad unterwegs. Doch obgleich ich aus Ecuador stamme, war dies meine erste Biketour in den Anden. Ich muss sagen, ich war überwältig von der grandiosen Natur und fast noch mehr von mir selbst. Ich habe mein Land noch nie so intensiv erlebt, so hautnah und authentisch und war stolz auf mich, diese erste Etappe locker bewältigt zu haben. Ich dachte bei mir, dass mein Chef eine sehr gute Wahl getroffen hat.
So war ich schon ab dem nächsten Tag überzeugter denn je, dass mich kein Berg der Anden, keine holprige Piste und auch kein Gegenwind mehr von meiner Mission abbringen würde. Ich bikte, weil mein Herz meine Muskeln antrieb und genoss jede Minute dieser schönen Dienstreise. Ich radelte entlang der Allee der Vulkane und der Straße der Wasserfälle, die mich in das Amazonasgebiet nach Misahualli führte. Ich radelte nach Mindo und zur Caldera Pululahua. Und auch nach Quilotoa, wo ich mit meinem Mountainbike den schönsten Bergsee Ecuadors und das versteckte Dorf Isinliví. erreichte.
Nach zwei Wochen in Ecuador ging es mit dem Flieger nach Peru und auch dort lautete die Devise »Bike, Pablo, bike!«. Ich strampelte von Lima immer Richtung Süden. Ich durchquerte das wunderschöne Naturschutzgebiet von Paracas, besuchte die Inseln Ballestas und sogar die charmante Kolonialstadt Arequipa. Hoch zum Titicacasee erlaubte ich mir den Bus, dann schon musste ich zurück auf das mir inzwischen so lieb gewonnene Fahrrad, mit dem ich schließlich Cusco, den »Nabel der Welt«, erreichte. Es schlossen sich noch ein paar wundervolle Tage in Kolumbien – dem Land des diesjährigen Tour de France Siegers – an, wo ich noch einige fantastische Routen auskundschaften konnte. Jetzt frage ich mich, ob ich meinen gemütlichen Platz im Freiburger Büro nicht doch besser gegen eine Anstellung als Bike-Reiseleiter in Südamerika eintauschen sollte. Wenn das mein Chef wüsste, wird das wohl meine letzte Dienstreise gewesen sein.