Vulkan

Patagonien – Raue Schönheit am Ende der Welt

14.08.2020 von Melanie Leber

Eine Reise ans Ende der Welt: Patagonien stand schon lange sehr weit oben auf der Bucket List unserer Kollegin Melanie Leber. Im April diesen Jahres hatte sie nun endlich die Gelegenheit diese lang ersehnte Reise wahr werden zu lassen. Etwas mulmig war ihr angesichts der Witterung in der beginnenden Nebensaison. Was sie dann jedoch erwartete übertraf ihre Vorstellungen bei Weitem…

“Im April nach Patagonien? Das ist das Wetter aber nicht so dolle!” – So, oder so ähnlich lauteten die meisten Reaktionen auf meine Ankündigung einer 3-wöchigen Chile und Argentinien Reise im April diesen Jahres.
Meine bisherigen Reisen lagen eigentlich immer in der Nebensaison des entsprechenden Landes und ich hatte damit bisher auch sehr positive Erfahrungen gemacht. Nichtsdestotrotz war Patagonien wettertechnisch natürlich ein ganz anderes Kaliber und so bereitete ich meinen Mann schon mal sicherheitshalber darauf vor, dass wir besser die dicke Winterjacke und viel regen- und sturmfeste Kleidung ins Gepäck legten.
Mit einem sehr angenehmen Flug mit der Iberia über Madrid nach Santiago de Chile starteten wir unsere Reise. Wir hatten für die erste Nacht ein Hotel in Santiago gebucht und da wir früh morgens landeten, konnten wir den Tag nutzen, um die chilenische Hauptstadt etwas zu erkunden, bevor wir am nächsten Tag tief in den Süden von Chile weiterreisten.

Nationalpark Torres del Paine

Zu Beginn unserer Reise erwartete uns auch gleich ein absolutes Highlights: Der Nationalpark Torres del Paine. Er ist ein beliebtes Trekking- und Wanderziel und bekannt für mehrtägige Trekkingrouten, wie den W-Trek oder O-Trek. Leider stand uns nicht ganz so viel Zeit für einen der Treks zur Verfügung. Um dennoch möglichst viel zu sehen und ganz flexibel und unabhängig zu sein, entschieden wir uns den Nationalpark per Mietwagen und Tageswanderungen zu erkunden. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt im Park ist ein Mietwagen definitiv zu empfehlen.

Unser Hotel Las Torres liegt perfekt für viele, ausgiebige Tageswanderungen. Das Hotel selbst ist schon ein absolutes Highlights: erbaut im Wildwest-Stil, weitläufig und unterhalb eines schneebedeckten Berggipfels. Zahlreiche Feldhasen hüpfen hier im Morgengrauen direkt vor den großen Fenstern umher. Aufgrund der Nebensaison waren außerdem kaum Menschen im Nationalpark, sodass man hier absolute Ruhe in einer fantastischen Landschaft genießen konnte.

Hosteria Las Torres

Das Wetter? Ja, es war sehr windig und rau, wie man es von Patagonien erwartet und die dicke, winddichte Jacke war durchaus nötig. Nichtsdestotrotz lachte die Sonne immer wieder zwischen den Wolken und stellenweise zeigte sich auch der azurblaue Himmel. Von Regenschauern und eisigen Temperaturen keine Spur. Dafür zeigte sich der patagonische Herbst in seiner vollen Pracht. Die Blätter der Bäume leuchteten von saftigem Grün über goldgelb bis blutrot. Ein absolutes Spektakel, das sehr an den “Indian Summer” in Nordamerika erinnert. Während unserer Wanderung zu den “Cuernos”, den 3 Granittürmen, die das Wahrzeichen des Nationalparks darstellen, paarte sich dieses Farbenspiel mit dem Grau der umliegenden Berge und dem strahlenden Schnee, der uns das letzte Stück der Wanderung begleitete. Ich kam aus dem Staunen kaum mehr heraus!

Beim einem weiteren sehr anstrengenden, aber lohnenswerten Aufstieg zum Mirador Ferrier genossen wir einen atemberaubenden Ausblick auf die Berg- und Seenlandschaft des Nationalparks sowie den Grey-Gletscher. Ein Eisberg, der vom Grey-Gletscher abgespalten wurde, leuchtete in der Ferne. Atemberaubend war jedoch nicht nur der Ausblick. Auf dem Gipfel stürmte es mit Windböen von über 100 km/h so heftig, dass ich kaum Luft schnappen konnte.

Die „Cuernos“ des Torres del Paine
Blick von Mirador Frerrier auf den Grey Gletscher
Blick vom Mirador Ferrier auf die Seenlandschaft des Nationaparks

Der Nationalpark Torres del Paine ist ein absoluter Traum für alle Berg- und Naturfreunde. Türkisblaue Seen, schneebedeckte Bergmassive, gewaltige Gletscher, Guanaco Herden und Flamingo-Lagunen. Hinter jeder Kuppe und Kurve ändert sich die Landschaft und man wartet gespannt darauf, welcher Anblick sich einem als nächstes eröffnet. Hier hätte ich definitiv noch einige Tage, wenn nicht sogar Wochen verbringen können. Seit meinem ersten Aufenthalt in Südamerika vor gut 10 Jahren habe ich schon viele beeindruckende und wunderschöne Landschaften gesehen. Torres del Paine gehört dabei sicherlich zu den Top-Favoriten!

Nationalpark Torres del Paine
Eine Herde Guanacos im Nationalpark

Nationalpark Los Glaciares in Argentinien

Auf dem Weg Richtung Norden unternahmen wir einen Abstecher auf die argentinische Seite Patagoniens in den Nationalpark Los Glaciares. Von El Calafate aus besuchten wir den Perito Moreno Gletscher. Er ist einer der wenigen Gletscher auf der Welt, dessen Fläche über Jahre hinweg konstant bleibt und nicht schrumpft. Von einer Landzunge aus konnten wir dem Gletscher ganz nahe kommen und zusehen, wie Eisblöcke in der Größe eines Einfamilienhauses unter lautem Krachen und Röhren wegbrachen. Was für ein Erlebnis!

Unser nächster Stopp war El Chalten. Das kleine Dorf liegt zu Füßen des Bergmassivs Fitz Roy und Cerro Torre – klar, dass ich das als absolute Berg-Liebhaberin nicht auslassen konnte. Hier erlebten wir dann tatsächlich die Launen des patagonischen Wetters am eigenen Laib. Während wir El Chalten spätabends unter strömendem Regen erreichten, erwachten wir am Tag darauf in einer Winterlandschaft mit gut 10 Zentimetern Neuschnee und erlebten wieder am nächsten Tag einen rauen Sturm bei Tauwetter. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab unsere geplanten Wanderungen zu unternehmen. In einer wunderschönen Winterwunderwelt mit herrlichem Sonnenschein wanderten wir zur Laguna Torre, zu Füßen des Cerro Torre. Oben angekommen versteckten sich die Türme des Cerro Torre zwar hinter dichtem Nebel, dafür genossen wir unterwegs bereits wundervolle Aussichten und konnten sogar einen der seltenen Blicke auf den legendären Fitz Roy erhaschen.

Gletscher Perito Moreno
Blick auf den Fitz Roy

Rund um den Lago Llanquihue im Seengebiet

Über Bariloche in Argentinien gelangten wir schließlich im Rahmen einer Busfahrt über die Anden ins chilenische Seengebiet im nördlichen Patagonien und Zentralchile. Während der Busfahrt erinnerte mich die Landschaft häufig an Kanada; am Lago Llanquihue, dem zweitgrößten See Chiles, angekommen, fühlte ich mich teilweise sehr in den heimischen Schwarzwald versetzt. Zwar gibt es keine Tannen oder Fichten, aber saftige Viehweiden mit Bauernhäusern und Scheunen vor einem grandiosen Seepanorama. Sehr idyllisch!

Unsere Unterkunft, die Cabaña Fundo Macondo, befand sich in Ensenada, direkt am Seeufer mit fanstastischem Blick auf den gegenüberliegenden Vulkan Osorno. Aufgrund seiner nahezu perfekten Kegelform und dem schneebedeckten Kragen gilt er als Mustervulkan. Natürlich liesen wir es uns während unseres Aufenthalts nicht nehmen, diesen zu erwandern und eine fantastische Panoramasicht über den Lago Llanquihue und die umliegende Landschaft zu genießen. Wir hatten auch in dieser Region wieder einen Mietwagen zur Verfügung und konnten so ganz flexibel und selbstbestimmt die Region erkunden. Während einer See-Umrundung erkundeten wir die umliegenden Dörfer und die schöne Stadt Puerto Varas. Bei einem Spaziergang zu den Saltos de Petrohue, bestaunten wir das glasklare Wasser des Flusses mit dem Osorno im Hintergrund. Mein persönliches Highlight war außerdem eine Fahrt rund um den nördlichsten Fjord Chiles, den Reloncavi Fjord. Hier genossen wir traumhafte, unberührte Natur und schier absolute Einsamkeit. Während der kostenlosen Fahrt über den Fjord, wurde unsere Fähre sogar von einigen Robben begleitet.

Vulkan Osorno und die Saltos de Petrohue
Landschaft beim Reloncavi Fjord

Nach vielen eindrucksvollen Erlebnissen verabschiedeten wir uns von Patagonien. Ich hatte viele und große Erwartungen an diese Region, die nicht nur vollstens erfüllt sondern gar übertroffen wurden. Die Landschaft ist atemberaubend schön und bietet absolute Vielfalt für alle, die gerne aktiv unterwegs sind. Trekking und Bergsteigen in den Bergmassiven des Südens; Wassersport, Biken und Wandern im Seengebiet. Ich war fasziniert von der absoluten Einsamkeit, Ursprünglichkeit und Ruhe, die man hier findet. Trotz der vielen Skepsis war die Witterung auch im April kein Hindernis für unsere Reisepläne. Das Wetter war durchaus rau mit starkem Wind und gelegentlichen Regenschauern, aber das ist es, was man in Patagonien auch zu erwarten hat und den Charme dieser Region mitprägt. Im Großen und Ganzen konnten wir uns jedoch überwiegend an viel Sonne, strahlend blauem Himmel und der Farbenpracht des Herbstes erfreuen. Patagonien, das war sicherlich nicht unsere letzte Begegnung!

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